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Wechseljahre Frau – Frauen brauchen Frauen!

Frauen helfen sich in den Wechseljahren

Ganz plötzlich hat sich mein ganzer Körper verändert. Ich traue meinen Augen nicht! Das kann doch nicht wahr sein. Ich habe die Grenze der 40er überschritten, und pünktlich wie die Uhr verändert sich mein Körper vollkommen. In einer Art, die ich nicht für möglich gehalten hätte.

Das kann man schon Naivität nennen. Es wurde ja davon berichtet. Ich hatte ja schon davon gehört. Aber irgendwie war ich eben nicht davon ausgegangen, dass das erstens auch mir passieren würde, und zweitens so früh, und drittens so extrem und ganz offensichtlich unaufhaltsam und irreversibel.

Wechseljahre Frau

Das erste, was mir aufgefallen ist, ist die Veränderung meines Bindegewebes. Ich habe früher nie so etwas gehabt wie die sogenannte Orangenhaut. Und jetzt plötzlich schlafft der ganze Körper ab. Meine schönen straffen Schenkel sind voller Dellen, die Haut ist nicht mehr straff, sondern ziemlich schlapp, und mein Bauch: er hängt herunter! Wie peinlich, zuzugeben! Ehrlich… Man möchte eigentlich ungern darüber sprechen. Aber andererseits: verleugnen bringt uns auch nicht weiter. Uns schämen hilft uns auch nicht. Und nicht darüber zu sprechen, unter Frauen, sagen wir, das bedeutet, jede bleibt damit alleine, schämt sich alleine und denkt, mit ihr stimmt was nicht.

Ich nehme auch nicht mehr so schnell ab. Ich bin nie sehr schlank gewesen und habe immer regelmäßig zu- und abgenommen. Und mein Bindegewebe hat sich immer netterweise hübsch an die neue Form angepasst, hat sich wieder gestrafft über der neuen Körperform. Ist mitgegangen, sozusagen. Jetzt ist das eindeutig nicht mehr der Fall. Ich nehme ab, und was bleibt zurück: wie gesagt, eine Art hängende Haut am Bauch. Und an den Hüften sammeln sich die Fettpolster, nicht mehr wie früher schön proportional, sondern jetzt eher in Klumpen, kann man sagen. Also: der Körper verklumpt und schlafft ab – und das trotz Training! Unschön. Aber wahr. Muss man (frau!) mit fertig werden.

Plötzlich starke Gefühlsschwankungen

Und das nächste, was mir aufgefallen ist: extremste Gefühlsschwankungen! Also, das ist nicht mehr normal. Ich war, nebenbei gesagt, niemals normal… Ich habe also sowieso eine ziemliche Toleranz für und einige Erfahrung mit Gefühlsschwankungen. Aber das nimmt ganz neue Dimensionen an! Urplötzlich, wie aus dem Nichts, verdunkelt sich die Welt und wird schwarz – rabenschwarz, dunkel wie die Nacht! Eine echte geistige Dunkelheit. Wer das nicht erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen. Es kommt und verweilt sogar, obwohl man weiß, dass es da ist. Das heißt, man hat mental nur ganz klein wenig Zugriff darauf. Man ist ausgeliefert!

Es kommt wie eine Welle, eine Flutwelle – plötzlich, heftig, unaufhaltsam. Reißt alles mit: alles Schöne, alle Hoffnung, alle Freude und alle Farbe im Leben. Es nimmt einem buchstäblich den Atem, während es einen mitreißt. Und es kommt nicht, wie die Gefühlsschwankungen früher, pünktlich, eine Woche vor der Periode. Es kommt jetzt davor, mittendrin, danach und dann nochmal dazwischen. Also: ständig kann man sagen. Und immer wieder. Kommt und geht. Oh, Du meine Güte! Das ist anstrengend, das kann ich Ihnen sagen! Aber wem sage ich das… Und dann das berühmte Schwitzen: da wacht man nachts auf, nassgeschwitzt – und fragt sich, was los ist!

Ganz insgesamt kann man sagen: man fühlt sich vollkommen aus der Balance geworfen. Und das sogar, wenn man auch vorher nie Balance gekannt hat.

Auf der Suche nach Hilfe

Dann gehe ich zur Frauenärztin, und zur nächsten Frauenärztin, und spreche mit meiner Hausärztin – aber die alle haben gesagt, für die Wechseljahre sei das noch zu früh! Ob ich meine Tage noch regelmäßig bekomme. Ja, sage ich. Heftiger als sonst, allerdings. Aber regelmäßig und sonst wie immer. Also, die sind sich einig, dass es zu früh ist. Und das habe ich erstmal geglaubt. Bis ich andere Frauen habe darüber reden hören. Und die Symptome kamen mir so bekannt vor. Wenn ich auch nicht alle davon habe, wie zum Beispiel Schweißausbrüche besonderer Art tagsüber, so sind doch die Gemeinsamkeiten eindeutig festzustellen.

Man sollte Hilfe Suchen

Auf der Suche nach Hilfe

Und dann frage ich mich: wenn sich mein Bindegewebe so eindeutig verändert hat, was ist das dann?! Das ist ja wohl offensichtlich eine Veränderung. Und die wird wohl sicherlich hormonell gesteuert sein. Wie denn sonst?! Und die Gefühlsschwankungen, die sind ja leider gar nicht zu verleugnen. Also bin ich vielleicht in den Vor-Wechseljahren. Oder so. Oder wie man das nennen will. (Ja, man nennt es genau so: Prämenopause!).

Ich bin jetzt zu dem Schluss gekommen, dass es mir egal ist, wie die wissenschaftliche Festlegung ist oder die Lehrmeinung darüber. Ich sehe, was ich sehe – und ich fühle, was ich fühle. Das genügt. Ich verändere mich. Mein Körper verändert sich. Auch mein Inneres verändert sich. Also sowohl das Psychische als auch das Körperliche. Ich spüre auch meinen Unterleib, also den unteren Unterleib, also das Innere, wo sich Gebärmutter und Eierstöcke wohl aufhalten, diesen Bereich spüre ich fast dauernd mit einem Ziehen oder einfach einer Empfindlichkeit, die ich sonst nur im Zusammenhang mit der Periode hatte. Und ich habe Rückenschmerzen im unteren Rücken. Fast dauernd. So wie früher bei der Periode. Die Heilpraktikerin sagt, ja, es kann sein, dass sich die inneren Organe, die Blase etc., dass die sich senken – auch ein Nebeneffekt der hormonellen Veränderung.

Ich fühle mich sehr wohl mit der Erkenntnis, dass ich alleine Expertin bin für meinen Körper! Niemand steckt in mir drin und weiß, was vor sich geht. Nur ich! Jeder Körper ist anders. Und jede Frau ist anders. Und selbstverständlich ist auch der hormonelle Verlauf bei jeder Frau anders. Wer sagt denn, was „normal“ ist und was nicht?

Sicherlich sind wissenschaftliche Erkenntnisse und medizinisches Wissen als Richtlinien nützlich. Aber ich fühle mich am wohlsten, wenn ich erstmal davon ausgehe, dass ich keine Krankheit bin, dass ich nicht fehlerhaft bin und jetzt an Öl verliere wie ein alter Motor. Sondern ich verändere mich einfach. Deutlich sichtbar und nicht zu leugnen. Und das ist alles ein natürlicher Prozess, und dieser ist sehr individuell. Aber gut zu wissen, dass die Gefühlsschwankungen damit zusammenhängen. Dann muss ich mir keine Sorgen machen, dass nun wirklich endlich der lange befürchtete Zeitpunkt gekommen ist, an dem ich dann doch den Verstand verliere. Ich verliere ihn nicht. Er bleibt – oder kommt dann eben wieder. Hoffentlich bald…

Älter werden gehört dazu

Gar nicht einfach, natürlich, das Ganze. Gerne wäre ich jung geblieben… Gerne wäre ich in einem jungen Körper geblieben! Mir hat das schon besser gefallen, wie gesagt, als mein Körper noch straff war. Man kann das schon welken nennen, ja, das passt, das Wort. Hässlich… Und in meinem Fall: welken bevor ich Kinder bekommen habe. Das kann schmerzlich sein. Das kann Angst machen. Vorbei. Nun ist es fast vorbei, die Möglichkeit, Kinder zu kriegen. Verpasst. Die Gelegenheit verpasst! – Und wenn ich diesen Gedankenstrang weiterdenke, und dann gerade in dem schwarzen Loch bin, das mit der hormonellen Gefühlswelle kam, dann tauchen Ideen auf wie: „Du hast Dein Leben verpasst.“ oder „Oh mein Gott, ich habe meine Pflicht nicht erfüllt: bin keine Mutter geworden.“ oder „Mein Leben ist sinnlos: ohne Kinder.

Das ist natürlich nicht der Fall. Nichts ist hier sinnlos. Alles hat auch Vorteile. Aber es ist eindeutig eine Zeit des Verarbeitens. Jetzt muss ich damit zurandekommen, dass ich eben keine Kinder habe. Noch ein, zwei, drei Jahre habe ich Zeit – aber die Wahrscheinlichkeit sinkt mit jedem Tag ein klein bisschen mehr, dass ich doch mal den Mann treffe, dass doch noch einmal alles passt. Und dann, unglaublicherweise, kommt doch sogar manchmal das Gefühl, dass es zu anstrengend wäre, jetzt noch ein Kind zu bekommen – dass ich mich zu ALT fühle. Nicht in einem schlechten Sinne zu alt. Nicht selbstmitleidig oder schwächlich oder wertlos. Nur so dieses Gefühl, dass die Zeit jetzt eine andere Energie hat, nicht mehr diese Energie, in der man sich verausgaben möchte, kraftvoll, heftig und mit Hauruck – sondern eine mehr weiche, leise Energie, stetig fließend, warm und klar.

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Die neue weiblichkeit Entdecken

Ich glaube, das ist eine neue Weiblichkeit. Die reife Weiblichkeit, die da auf mich wartet. Wie schön! Davon habe ich schon als Kind geträumt. Ehrlich! Diese Frauen – die weiblichen, warmen, reifen Frauen habe ich als Kind schon bewundert. Ich verbinde das mit Erdtönen, intensiver Schönheit, schweren Parfums und einer Stärke, die eben nur gereifte Frauen haben. Zum Reinbeißen!

Sich selber aufrichten

So richte ich mich also ein auf eine Zeit des Wechsels. Mein Körper verändert sich, meine seelische Landschaft, und mein Selbstbild. Ich habe nicht mehr den Anspruch, im Wettbewerb der jugendlichen Straffheit mitzurennen. Das hat etwas Erleichterndes, ehrlich gesagt. Jetzt begebe ich mich auf die Seite meines Lebens, auf der mein Selbstwert und mein Selbstbewusstsein nicht mehr von der Beurteilung anderer abhängt. Ich bin ziemlich stark und ziemlich ruhig. Die Ruhe nach dem Sturm, denke ich, ist das. Das ist, was uns erwartet, wenn wir den Sturm ganz durchschritten haben. Mutig und entschlossen.

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Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Ich kann jetzt natürlich noch nicht sagen, wie es sich danach anfühlt. Wenn der Körper sich dann entschlossen hat, keine Eier mehr springen zu lassen. Sie sich nicht mehr einnisten – nur um sich dann, wie in meinem Fall, ungenützt wieder unter Blut, Schweiß und Schmerzen aus dem warmen Nest in der Gebärmutter davonmachen. Aber die wundervollen, starken und schönen Frauen, die ich kenne, die sich jenseits der Gebärfähigkeit befinden – die sprechen dafür, dass eine gute Zeit anbricht. Anders, aber gut. Ruhiger irgendwie. Nicht im Sinne von langweilig, sondern im Sinne von: stabiler, strahlender, genussvoller.

Im Hinblick auf dieses Ziel – reife, schöne Weiblichkeit – erkläre ich mich bereit, durch die Stürme zu gehen, die da hin führen. Ich werde mich dabei leiten lassen von Frauenweisheit – mehr als von Medizinerweisheit.

Es gibt viele Linderungsmöglichkeiten, die keine Einnahme von irgendwelchen Medikamenten erfordert. Bewegen, schlafen, gut essen. Der Austausch mit anderen Frauen, die wissen, worum es geht. Annehmen, was ich nicht ändern kann. Ändern, was ich ändern kann. Mich der Weisheit der Natur und des Universums hingeben. Mich ausruhen, wenn ich müde bin – auch wenn die ganze Welt weiterrennt. Frische Luft. Und den Rat einer guten Homöopathin. Vielleicht probiere ich mal diese Kügelchen, beim nächsten Sturm…

Wenn wir akzeptieren, dass wir Frauen sind, und keine Maschinen, und auch keine Männer – dann können wir bestimmt ganz gut da durchgehen. Wir sollten stolz auf uns sein. Selbstbewusst. Und dafür benötigen wir einander: Frauen brauchen Frauen!