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Corona-Erkrankungen bei Frauen in den Wechseljahren

Frauen in den Wechseljahren erkranken schwerer an COVID-19?

Am Kings College in London führten Forscher Untersuchungen mithilfe einer App mit Date von mehr als 500.000 Frauen in Großbritannien durch. In der App hielten die Frauen fest, wie sie die Erkrankung gerade empfanden. Aus den Ergebnissen war zu ersehen, dass Frauen nach den Wechseljahren schwerer mit den Symptomen von Covid-19 zu kämpfen haben, als Frauen vor den Wechseljahren.

Was versteht man unter den Wechseljahren?

Mit Wechseljahren bezeichnet man den Übergang von der Zeit im Leben, in der Frauen noch Kinder bekommen können bis zu der Zeit, in der keine Schwangerschaft mehr möglich ist.

Die Wechseljahre fangen meist Mitte 40 an. Die Eierstöcke produzieren weniger Geschlechtshormone und der Eisprung bleibt öfter aus. Die Fruchtbarkeit nimmt kontinuierlich ab. Ein Anzeichen dafür ist, dass die Monatsblutungen unregelmäßiger werden. Oft sind die Zyklen anfangs kürzer und werden später länger. Zum Schluss bleiben die Monatsblutungen aus.

Die allerletzte Monatsblutung wird Menopause genannt. In Deutschland haben Frauen zu diesem Zeitpunkt ein Durchschnittsalter von 51 Jahren. Der Fachbegriff für Wechseljahre lautet Klimakterium.

Da sich in dieser Phase vom weiblichen Körper weniger weibliche Geschlechtshormone wie Progesteron und Östrogen gebildet werden, können Symptome wie ein plötzlich auftretendes Hitzegefühl und übermäßige Schweißausbrüche vorkommen. Wie stark Frauen unter den Symptomen der Wechseljahre leiden ist individuell unterschiedlich.

Weiter Symptome der Wechseljahre sind Scheiden Trockenheit, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Unruhe. Bei manchen Frauen kann es auch zu Gewichtszunahmen kommen. Das Risiko für Osteoporose und Herzkreislauf-Erkrankungen steigt an. Den Einfluss der Wechseljahre auf die Symptome der Covid-19-Erkrankung führen die Wissenschaftler auf den niedrigeren Östrogenspiegel hin.

Was versteht man unter Östrogenen?

Die Östrogene gehören zur Klasse der Steroidhormone und sind die wichtigsten weiblichen Geschlechtshormone. Sie sind wichtig für die Steuerung des Monatszyklus und spielen auch bei der Schwangerschaft eine wichtige Rolle. Außerdem haben Östrogene Einfluss auf den Stoffwechsel und auf das Immunsystem.

Schützen Östrogene vor Corona?

Östrogen hat verschiedene Verbindungen zu dem Immunsystem. Es beeinflusst wie viele Immunzellen der Körper produziert und wie diese auf Infektionen im Körper reagieren.

Studie an Krankenhäusern in New York

Die Idee, dass Östrogene positiven Einfluss auf eine Corona-Erkrankung haben könnten, war schon bekannt. Schon im April 2020 wurden in Krankenhäusern in New York mit Männern klinische Tests durchgeführt, bei denen ihnen Östrogene verabreicht wurden. Das Östrogen sollte im Kampf gegen den Coronavirus das Immunsystem der Männer stärken.

Anhand der Ergebnisse kamen die Forscher zu der Theorie, dass Östrogene den Verlauf der Covid-19-Erkrankung abmildern könnten. Allerdings müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden, um das Ergebnis zu bestätigen. Es ist jedoch erwiesen, dass Östrogene das Immunsystem des Körpers positiv beeinflussen.

Studie am Kings College in London

Bei den Untersuchungen des Kings College in London, bei denen eine App mit den Daten von mehr als 500 000 Frauen ausgewertet wurden, wurde ebenfalls festgestellt, dass Frauen nach der Menopause, wenn also weniger Östrogen im Körper vorhanden ist, schwerere Symptome bei Covid-19-Erkrankungen hatten, als Frauen die noch ihre Periode hatten. Frauen nach der Menopause wurden häufiger ins Krankenhaus eingeliefert und benötigten Atemmasken.

Frauen, die zwischen 18 und 45 Jahren die Pille einnahmen, hatten weniger Symptom. Auch wurden in dieser Gruppe deutlich weniger Krankenhausaufenthalte verzeichnet.

Es wurden auch Untersuchungen mit Frauen, die nach der Menopause eine Hormonersatztherapie erhielten, durchgeführt. Auch bei ihnen waren die Symptome nicht so schwer wie bei Frauen in den Wechseljahren. Folglich stellten die Forscher die Theorie auf, dass Östrogene gegen Corona schützen könnten. Aber auch hier sind weitere Forschungen notwendig, um diese Theorie zu untermauern.

Die Studie des Kings College in London wurde unter anderem im Fachmagazin „medrxiv“ veröffentlicht.

Studie in Montreal in Kanada

Auch eine Studie von Forschern aus Montreal in Kanada bestätigte, dass Frauen mit einer Corona-Infektion besser klarkommen als Männer. Der Grund liegt wahrscheinlich im unterschiedlichen Hormonhaushalt. Das Hormon Östrogen spielt eine wichtige Rolle bei der besseren Immunabwehr von Frauen. Östrogen schützt vor Infektionen. Daher können Frauen Krankheitserreger wirksamer abwehren als Männer.

Robert-Koch-Institut in Deutschland

Auch bei den Statistiken des Robert-Koch-Instituts in Deutschland zeichnet sich eine Tendenz ab. Sie zeigt, dass 56 Prozent der am Coronavirus Erkrankten männlich sind.

Weitere Studien erforderlich

Um diese Erkenntnisse weiter zu untermauern, sind noch einige weitere Studien notwendig. Sollten sich jedoch die Theorien und Vermutungen bestätigen, könnte sich Östrogen bei der Behandlung der Covid-19-Symptome als sehr nützlich erweisen.