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Erhöhung des Risikos von Brustkrebs durch Hormontherapie?

Frau am Steg nach Hormonersatztherapie in den Wechseljahren

Die Wechseljahre sind die Zeit, in der die Fruchtbarkeit der Frau kontinuierlich abnimmt, bis die Frau keine Kinder mehr bekommen kann. Für diesen Prozess ändert sich die Hormonproduktion im Körper der Frau. Diese Veränderungen lösen eine Reihe von Symptomen wie ein plötzlich auftretendes Gefühl von Hitze, Störungen beim Schlaf, Depressionen und trockene Schleimhäute aus. Bei manchen Frauen sind die Symptome kaum bemerkbar, während andere schwer manchmal jahrelang darunter leiden. Sie verspüren beispielsweise ständig ein schmerzendes, kratzendes und brennendes Gefühl auf der Haut am ganzen Körper, einschließlich des Genitalbereiches. In diesen Fällen kann eine Behandlung mit Hormonpräparaten den Betroffenen helfen, die Beschwerden zu lindern. Auch das Risiko für Knochenschwund (Osteoporose) und Darmkrebs wird verringert.

Studien zu erhöhtem Brustkrebsrisiko bei Hormonbehandlungen

Die Women’s Health Initiative (WHI) führte im Jahr 2002 Studien durch, die darauf hindeuteten, dass bei Frauen, die Hormonpräparate einnahmen, ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs besteht. Eine Zusammenfassung vieler einzelner Studien (Metastudie) wies erneut auf ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs hin.

Seitdem verzichten viele Frauen bewusst auf eine Hormontherapie. Auch von Ärzten wird eine Hormontherapie nicht mehr allen Frauen ab 45 Jahren empfohlen, sondern nur noch in Fällen mit besonders schweren Symptomen. Die Hormonbehandlungen sind um etwa 80 Prozent zurückgegangen.

Neueste Untersuchungen lassen jedoch Zweifel an den Ergebnissen der Metastudie aufkommen. Experten kritisieren die Auswahl der in der Metastudie berücksichtigten Untersuchungen. Wissenschaftlich anerkannte, Placebo-kontrollierte Studien wurden darin nicht berücksichtigt, wodurch die Ergebnisse verfälscht seien. Außerdem ginge es bei vielen der Studien um veraltete Therapien, bei denen Wirkstoffe verwendet wurden, die mittlerweile in Deutschland nicht mehr eingesetzt werden.

Risikofaktoren für Brustkrebs

Das Brustkrebsrisiko normal gewichtiger Frauen ist mit zunehmendem Alter erhöht. Durch eine Hormontherapie steigt die Gefahr nach 60 Monaten leicht an und steigert sich bei fortgesetzter Hormoneinnahme weiter. Die Statistiken zeigen, dass zwei von 10 000 Frauen innerhalb von 60 Monaten wegen einer Hormonbehandlung Brustkrebs bekommen.

Wenn man die Hormonbehandlung mit anderen Risikofaktoren vergleicht, ist das Risiko relativ gering. Bei dem Genuss von zwei Gläsern Wein pro Tag bekommen statistisch gesehen 10 von 10 000 Frauen Brustkrebs, bei Zigaretten 20 von 10 000 Frauen und bei starkem Übergewicht oder Adipositas 40 von 10 000 Frauen.

Verbesserte Hormonersatztherapie

Die Hormontherapie wurde in den vergangenen Jahren beträchtlich weiterentwickelt. In der Metastudie wurde das nicht berücksichtigt.

Früher nahmen Frauen Hormonpräparate in Form von Tabletten ein. Heute erfolgt die Verabreichung der Hormone in Form von Gel, Spray oder Pflaster über die Haut. Das birgt ein deutlich geringeres Risiko in sich.

Außerdem ist heute bekannt, dass bei einer reinen Östrogen Therapie das Risiko für Brustkrebs geringer ist als wenn Präparate aus einer Kombination von Östrogen und Gestagen verwendet werden. Selbst in den Kombinationspräparaten werden heute andere Gestagene (beispielsweise Progesteron) verwendet, durch die das Risiko für Brustkrebs weniger stark ansteigt.

Bei vorhandener Gebärmutter wird heute eine gering dosierte Östrogen/Progesteron-Kombination verabreicht. Diese wird über möglichst kurz verwendet und spätestens nach zwölf Monaten allmählich beendet. In vielen Fällen ist das erfolgreich und birgt nur ein sehr geringes Risiko für Thrombose, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Brustkrebs.

Vorteile und Nachteile einer Hormonersatztherapie

Bei einer Hormonersatztherapie gilt es die Chancen und Risiken abzuwägen.

Vorteile:

  • Die betroffenen Frauen haben eine bessere Lebensqualität.
  • Die Hormonersatztherapie bietet einen gewissen Schutz vor Dickdarmkrebs.
  • Sie schützt vor Osteoporose.

Nachteile:

  • Das Risiko für Brustkrebs ist leicht erhöht.
  • Das Thromboserisiko ist leicht erhöht.
  • Das Risiko eines Schlaganfalles ist erhöht.

Wer sollte keine Hormone einnehmen?

Mediziner raten von einer Hormonersatztherapie ab, wenn Frauen sehr feste oder schwierig zu beurteilende Brüste besitzen. Bei ihnen kann ein beginnender Brustkrebs oder die Vorstufen von Brustkrebs nur sehr schwer bei einer Vorsorgeuntersuchung erkannt werden. Auch bei Frauen, bei denen bereits Vorstufen von Krebs erkannt wurden, sollten definitiv auf die Einnahme von Hormonpräparaten verzichten.

Minimierung des Risikos von Brustkrebs

Frauen können das Risiko für Brustkrebs deutlich minimieren, wenn:

  • sie auf regelmäßigen Alkoholgenuss und Zigaretten verzichten,
  • sie auf ein gesundes Körpergewicht achten und wenn
  • sie sich viel bewegen.

Die Medizin hat erkannt, dass regelmäßige sportliche Aktivität das Risiko von Krebserkrankungen um 20 bis 30 Prozent reduziert. Sportlich aktive Menschen haben außerdem nach einer Krebstherapie nachweislich weniger Rückfälle.

Niedrige Dosis, kurze Anwendungsdauer und Aufklärung

Die Europäische Arzneimittel Agentur (EMA) empfiehlt, dass Hormonersatztherapien zur Behandlung der Symptome der Wechseljahre möglichst niedrig dosiert sein sollten und nur so kurz wie möglich angewendet werden sollten. Bei Veränderungen in den Brüsten sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Des Weiteren sollten Patientinnen über die neuesten Erkenntnisse informiert werden.